NACHRICHTEN AUS DER ÖKUMENE (Januar 1980)
Nachrichten aus dem Ökumenischen Zentrum Christuskirche
Nachrichten aus der Ökumene – aus dem Gemeindebrief Januar 1980
Seit nahezu zwei Jahren besteht es nun schon, das Ökumenische Zentrum Christuskirche. Manche Leser des Gemeindebriefes werden sich da wohl fragen, was in diesem neuen Zentrum der Gemeinde eigentlich geschieht. In unregelmäßigen Abständen wollen wir an dieser Stelle in einer neuen Ruprik unter dem Titel “Nachrichten aus der Ökumene”, die von nun an in jedem Gemeindebrief enthalten sein soll, berichten.
Von Anfang an gab es in unserem Ökumenischen Zentrum neben
der deutschen Gemeinde noch zwei ausländische. Da ist zum
einen die koreanische evangelische Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet. Sonntag für Sonntag treffen sich hier evangelische Koreaner, um ihren Gottesdienst zu feiern. Viele Kinder aus dieser Gemeinde nehmen an unserem ökumenischen Kindergottesdienst teil, der zur Zeit allein von Frau Kalisch durchgeführt wird.
Zum andern trifft sich auch hier die serbisch-orthodoxe Gemeinde aus Jugoslawien. Ab 1980 werden auch die Jugoslawen voraussichtlich jeden Sonntag ihren Gottesdienst im Ökumenischen Zentrum feiern können. Dadurch wird es dann möglich sein, daß auch jugoslawische Kinder an unserem Kindergottesdienst teilnehmen.
Zu intensiveren. Kontakten zwischen den Gemeindemitgliedern dieser drei Gemeinden konnte es bisher leider noch nicht kommen. Allerdings hörte so mancher von uns aus der Christus-Immanuel-Gemeinde mit etwas neidischer Begeisterung den Klängen den zwar kleinen, aber doch kräftigen Chören dieser beiden Partnergemeinden zu. Solche Klänge dringen oftmals so sehr durch die dicken Wände der Christuskirche, daß sie denen, die hier ihren Gottesdienst feiern, eine Ahnung davon geben, was es heißt, in einer weltweiten Kirche zu sein.
Serbisch-orthodoxe, koreanische und deutsche Kirchenlieder bilden so einen neuen gemeinsamen Klang. Wenn es dann doch nach den Gottesdiensten immer wieder zu vereinzelten Kontakten zwischen uns kommt, dann ist oftmals die Überraschung groß, daß wir trotz bestehender sprachlicher Schwierigkeiten, uns ein bißchen weiter kennenlernen, Gemeinsamkeiten entdecken und doch auch lernen, die bestehenden Unterschiede zwischen uns als eine großartige Herausforderung an unseren eigenen Glauben, unseren eigenen Lebensstil zu akzeptieren.
Daß dies in der Zukunft noch mehr gefördert wird, das ist das Anliegen dessogenannten Leiterkreises des Ökumenischen Zentrums. In diesem Leiterkreis sind-Vertreter der drei Gemeinden, die sich einmal im Monat treffen, um die gemeinsame Zukunft zu planen.
Eines dieser Treffen ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Wir trafen uns am12.Nov. abends bei Pfarrer Sohn von der koreanischen Gemeinde. Bei koreanischen Delikatessen war sehr schnell eine persönliche, warme Atmosphäre geschaffen, die gerade richtig war, uns in intensive Gespräche zu verwickeln. So blieben wir bis weit über 24,00 Uhr zusammen.
Aufregend war es, sich mit Menschen so verschiedener Herkunft, über unser so verschiedenes kirchliches Leben zu unterhalten. Da hörten wir, in welche tiefgreifende Entscheidungen manche koreanische Christen gedrängt werden, wenn sie, manchmal gegen das eigene Elternhaus, sich für den christlichen Glauben entschieden haben. Ich mußte dabei immer wieder an die Situation so vieler Christen in Korea denken, die noch nicht die Kraft verloren hatten, sich in ihren Kirchen offen gegen das diktatorische Regime von Park (Chung-hee) auszusprechen.
Dann wurde uns aber auch von unseren serbisch-orthodoxen Partnern erzählt, welchen Schwierigkeiten sie ausgesetzt waren über viele Jahrhunderte, an ihrem christlichen Glauben festzuhalten. Menschen, Christen in der dreißigsten und in der ersten Generation trafen sich, überbrückten für einige Stunden die sonst trennenden Jahrhunderte und Kontinente, Kulturen. Der Andere wurde in seinem Anderssein zu einem spannenden Abenteuer, das sich einem hier erschloß.
Und wir, die deutschen Teilnehmer …. ich will nicht vom “Wir” reden, sondern von mir. Mein Kirchentum, meine Tradition hier in Deutschland, das Lutherische, daß erschien mir jetzt so in ein anderes Licht gerückt, so relativ. Nein, nicht unbedeutend, nicht gering – aber eingelagert in die große Ökumene, ein Teil nur davon und nicht einmal ein großer.
Bei einem solchen Treffen wird mir dann schon deutlich, was es heißt, “Mitbürger im Haus Gottes” zu sein, in einem Haus, in dem das gemeinsame Bekenntnis zu Christus die Klammer und Christus selber der stützende Eckstein ist (Eph. 2).
Etwas Wesentliches war das Ergebnis dieses Abends: Wir haben alle den Mut bekommen, weiterhin an solchem Zusammen-, sein zu arbeiten.
Einen weiteren großen Schritt wollen wir in diese Richtung im Februar unternehmen: das zweijährige Jubiläum des Ökumenischen Zentrum steht an. In der Woche vom 17. bis zum 24. Februar wollen wir dazu einige “große” Veranstaltungen machen.
Die Gemeinden werden dazu noch durch ein gesondertes Schreiben eingeladen.
K. Knolle