Neuer sozialdiakonischer Mitarbeiter

Merga Negeri neuer Sozialdiakonischer Mitarbeiter im Ökumenischen Zentrum Christuskirche

Lieber Merga, Sie sind seit August 2008 Seelsorger der Oromogemeinde im Ökumenischen Zentrum. Davor haben Sie eine Oromo-Gemeinde in Addis Abeba geleitet. Sie haben dann im Büro der Friedenskommission der Mekane Yesus Kirche in Äthiopien mitgearbeitet, bis Sie Ihr Land verlassen mussten.

Sie haben deutsch gelernt und sich mit Ihrer Frau und Ihren drei Kindern in Deutschland ein wenig eingelebt  – und nun haben Sie seit dem 1. Februar eine Stelle als Mitarbeiter im Ökumenischen Zentrum. Wir freuen uns sehr über diese Bereicherung unserer ökumenischen Arbeit.

Was bedeutet diese Entwicklung für Sie persönlich?

Als erstes möchte ich Ihnen sagen, wie dankbar ich bin, dass Sie mir Gelegenheit geben, meine Ansichten, Pläne und Wünsche für unsere Arbeit in Frankfurt und speziell im Ökumenischen Zentrum darzustellen. Mein großer Dank gilt auch all denen, die sich um die Einrichtung dieser Stelle bemüht haben und die Ideen, Zeit und das Geld aufgebracht haben, damit dieses Projekt Wirklichkeit wird. Bei meiner Arbeit werde ich mit vielen verschiedenen Menschen, Gemeinden, Kirchen und Organisationen in und um Frankfurt in Kontakt kommen. Ich werde von ihnen vieles lernen können und viele neue Erfahrungen gewinnen, und ich werde versuchen, meine eigenen Fähigkeiten nach bestem Vermögen für die Förderungen unserer gemeinsamen Ziele einzusetzen.

Auf welche Projekte werden Sie sich in den ersten Monaten konzentrieren?

Als erstes werde ich mich darum bemühen, etwas für die Kinder im Ökumenischen Zentrum zu tun und einen Kindergottesdienst einrichten. Das scheint mir sehr wichtig, denn Kinder sind die Zukunft der Gemeinde und der Gesellschaft insgesamt. Es gibt in der Oromo Gemeinde viele Kinder verschiedenen Altersgruppen. Wir haben für sie bisher kein organisiertes Angebot machen können. Die Hauptsprache wird deutsch sein, und wir hoffen sehr, dass auch Kinder aus den anderen Gemeinden daran teilnehmen werden und dass wir Jugendliche zur Mitarbeit gewinnen können.

Der seit langem gefeierte Gottesdienst der ÖZ-Gemeinden bedarf meiner Ansicht nach ebenfalls der Weiterentwicklung. Wenn wir einander dienen und helfen wollen, müssen wir uns besser kennen und verstehen lernen. Um die Herausforderungen der heutigen Zeit zu verstehen und ihnen angemessen zu begegnen, müssen wir sehr kreativ und auch gut informiert sein. Was in unserem Ökumenischen Zentrum geschieht, muss auf die Fragen und Bedürfnissen der Menschen um uns herum Antwort geben. Wir müssen auch anfangen, gemeinsam einen deutsch-oromo Gottesdienst zu entwickeln. Viele Mitglieder der Oromogemeinde sind längst Mitglieder der Personalkirchengemeinde und wir müssen lernen, gemeinsam Gottesdienst zu feiern, an dem beide gleichermaßen beteiligt sind. Das ist eine interessante Herausforderung, bei der beide Seiten neue Einsichten bekommen und neue Erfahrimgen machen werden.   

Was wird das für die Entwicklung der Oromo Gemeinde bedeuten?

Für die Oromo Gemeinde ist das eine wichtige Entwicklung. Es wird dazu führen, dass die Gemeindeglieder mehr Verantwortung im Ökumenischen Zentrum übernehmen und sich darauf einstellen, „zu dienen und sich dienen zu lassen“. Es wird zu mehr Mitwirkung und Engagement führen. Ich weiß, dass es unter ihnen viele gibt, die sehr motiviert sind, die große Fähigkeiten und Gaben haben und die bereit sind, sich zu engagieren. Wir müssen ihnen nur die Tür für mehr Partizipation und Engagement öffnen.

Welche anderen Projekte planen Sie?

Ich möchte im Ökumenischen Zentrum gern ein Seminar über Friedenserziehung und Konfliktüberwindung organisieren. Ich halte das für sehr wichtig, da Konflikte, ob klein oder groß, soziale Phänomene sind, die auf allen Ebenen zu finden sind, in der Familie, in Gemeinden und auf der gesellschaftlichen Ebene. Für eine Metropolenregion wie Frankfurt am Main, in der Menschen verschiedener Herkunft leben, kann das von großer Bedeutung sein. Das Theologische Studienprogramm TEE (Theological Education by Extension), das ich zurzeit in der Oromo Gemeinde koordiniere, ist übrigens offen für alle, die Interesse an einer Mitarbeit haben. Das ist eine gute Gelegenheit, im Gespräch miteinander und voneinander Neues zu lernen. Die Kursmaterialien und die Besprechung der Inhalte und der Bedeutung für das eigene Leben und das Leben der Gemeinde sind auf Englisch.

Worin sehen Sie Ihren besonderen Beitrag zum ökumenischen Zusammenleben von Gemeinden und von ethnischen und religiösen Gruppen in Frankfurt?

Dazu würde ich gern meine Erfahrungen im Umgang mit Konflikten, die ich im Büro der Friedenskommission der Mekane Yesus Kirche gewonnen habe, einbringen. Das Zusammenleben im ökumenischen Geist und das gegenseitige Geben- und Nehmen zwischen verschiedenen Gemeinden und Kirchen und zwischen unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppen ist nicht leicht. Aber Vielfalt kann ein großer Segen sein, wenn Menschen einander verstehen, akzeptieren und respektieren.  

Was wünschen Sie sich und uns für dieses Jahr?

Uns allen wünsche ich, dass dieses Jahr ein erfolgreiches, friedliches und sicheres Jahr wird. Für mich sind gedeihliche zwischenmenschliche Beziehungen sehr wichtig. Sie spielen eine entscheidende Rolle, wenn eine Arbeit gute Ergebnisse bringen und langfristige Wirkungen haben soll. Ich hoffe, dass wir offen füreinander sein werden und einander an unseren reichen Erfahrungen Anteil geben. Ich werde die Hilfe, Kooperation und Mitarbeit aller brauchen, damit ich diese Stadt besser verstehen und ihr besser dienen kann. Ich habe gelernt, dass alle dazu beitragen müssen, wenn eine freundliche und einladende Umwelt entsteht, in der jede und jeder glücklich und zufrieden leben kann. Jeder und jede von uns kann dazu einen unverwechselbaren Beitrag leisten.

Ich bin sicher, dass wir Ihnen diese Offenheit und die gewünschte Unterstützung gern entgegenbringen. Herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Fragen und Übersetzung: Hildburg Wegener

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